Der Friedensnobelpreis 2020 wurde an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN) verliehen. Das kam für viele überraschend – obwohl sich die weltweite Ernährungssituation gerade im vergangenen Jahr verschlechtert hat. Laut Global Report on Food Crises leiden weltweit 135 Millionen Menschen an den Folgen akuter Ernährungskrisen. 2018 lag der Wert noch bei 113 Millionen. Der Report wird jährlich von führenden Organisationen im Bereich der weltweiten Hungerhilfe herausgegeben.

Als akut wird eine Ernährungskrise von den Verfassern des Global Report eingestuft, wenn in einem Gebiet eine überdurchschnittliche hohe Zahl mangelernährter Personen verzeichnet wird oder die Haushalte das Minimum an Nahrungszufuhr nur unter größten Anstrengungen sichern können, indem sie beispielsweise lebensnotwendige Güter verkaufen. Ursächlich für akute Hungersnöte sind neben inner- oder zwischenstaatlichen Konflikten vor allem extreme Wetterlagen, Ernteausfälle und wirtschaftliche Schocks, beispielsweise Preisschwankungen auf den globalen Lebensmittelmärkten.

Im globalen Vergleich ist Subsahara-Afrika nach wie vor am stärksten von Hungersnöten betroffen. Insgesamt leiden auf dem Kontinent 73 Millionen Menschen unter krisenhaften Ernährungsengpässen, für weitere 129 Millionen ist die akute Ernährungssituation laut Global Report angespannt. Neben Afrika haben vor allem der Nahe und Mittlere Osten sowie Teile Mittel- und Lateinamerikas mit Hungersnöten zu kämpfen. Aus Europa wird lediglich die Ukraine auf der Liste geführt. Im Unterschied zu Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten, wo bewaffnete Konflikte als Hauptursache ausgegeben werden, sind in Mittel- und Lateinamerika vor allem ökonomische Schocks für Ernährungskrisen verantwortlich.

Die Gesamtsituation hat sich in den vergangenen 20 Jahren gleichwohl verbessert. Der weltweite Hunger wurde gemäß dem Welthunger-Index im Jahr 2000 noch als “ernst” bezeichnet. 2020 wird er als “mäßig” eingestuft. Um die Hungerkrisen weltweit und nachhaltig bekämpfen zu können, so die Welthungerhilfe, bedarf es ganzheitlicher Lösungsansätze. Neben der Stärkung regionaler Lebensmittelmärkte und der Verbesserung lokaler Recycling-Systeme brauche es auch internationale Kooperation – etwa mit Blick auf den Abbau von Handelsungerechtigkeiten.

Wenn in diesen Bereichen nicht unverzüglich gehandelt wird, werde sich die Situation in den besonders betroffenen Regionen weiter verschlechtern. Das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 einen “Null Hunger”-Zustand herzustellen, sei dann nicht erreichbar, so die Befürchtung der Welthungerhilfe.

Dieser Text ist dem gemeinnützigen und unabhängigen Magazin Katapult entnommen. Mehr unter https://katapult-magazin.de/de/artikel/artikel/fulltext/der-hunger-bleibt/

Friedensnobelpreis für UN-Welternährungsprogramm

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